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2000
49. Jahrgang
Ausgabe 09
September (Inhalt)
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autoren 2000

  nmz - neue musikzeitung

Rezensionen
Buch

Seite 21

Autor:
Barbara Pikulik

 

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Konzept einer werkimmanenten Dramaturgie

Ein Buch beleuchtet Chopin vor dem Hintergrund seiner Zeit

Mieczyslaw Tomaszewski: Frédéric Chopin und seine Zeit, Laaber Verlag, 1999, 358 S., 68 Mark

Dem Titel seines Buches, das die Reihe des Laaber-Verlags „Komponisten und ihre Zeit“ fortsetzt, wird Tomaszewski vollkommen gerecht. Schon die vorangestellte Chronik gibt Aufschluss über den komplexen Ansatz des Autors, Chopins Leben und Werk darzustellen. Er beschränkt sich nicht auf die bloße Analyse rein „musikalischer“ Fakten und Daten sondern beleuchtet den Komponisten vor allem auch vor dem geistigen Hintergrund seiner Zeit. So entsteht ein umfassendes Bild der kulturellen Welt von Polen und Paris und der verschiedensten Aspekte dessen, was man gemeinhin als „Romantik“ bezeichnet. Außerdem gelingt es Tomaszewski auf stichhaltige Weise, das Klischee von der reinen Salonkunst Chopins zu widerlegen und den Komponisten einerseits als universalen Künstler darzustellen, andererseits jedoch die oft sentimental aufgebauschte These des von seinem Vaterland inspirierten und schmerzhaft durchdrungenen Künstlers mit einleuchtenden Argumenten zu untermauern.

Einen Grundpfeiler der Ästhetik Chopins bildet sein musikpoetisches Denken und Empfinden, das unter anderem von dem grenzüberschreitenden Ansatz seines Lehrers Elsner geprägt wurde. Elsner betonte die enge Verbindung von Musik und Sprache und verfolgte beharrlich die These der Vorherrschaft der vokalen Musik über die instrumentale. Zwar gelang es ihm nicht, Chopin zur Komposition einer Oper zu bewegen, doch war der Komponist auch in seiner Pariser Zeit begeisterter Opernbesucher und machte die Idee des Belcanto auf dem Klavier sowohl zu seinem kompositorischen Idiom („Den ,bel canto’ überträgt er aufs Klavier, wobei sein Stil die gesanglich betonte Variante narrativer Pianistik bezeichnet.“) als auch zu seinem pädagogischen Postulat: „Il faut chanter avec les doigts.“ Chopins Schaffensgrundlage bilden, so Tomaszewski, außerdem die Tradition (allen voran Bach, Mozart und schließlich auch Beethoven, dem Chopin zwar ambivalent gegenüberstand, ohne dessen Dramaturgie die seine aber kaum denkbar wäre), die pianistische Virtuosität und die polnische Folklore. Obwohl der Komponist typische Tendenzen der Romantik nicht übernimmt, so die Mittelalterbegeisterung, die Faszination des Fantastischen, des Exotischen und die Vorliebe für programmatische Ideen, ist er dennoch als Romantiker zu verstehen, dies allerdings auf singuläre Weise: „All das hat seinen Ursprung in romantischem Fühlen und Denken. Was aber Chopin von anderen Romantikern unterscheidet, ist die Tatsache, dass er eben nicht wie der sprichwörtliche Zauberlehrling handelt, der die Elemente enfesselte und sie nicht mehr bändigen konnte. Doch wenn er diese Elemente aufeinander abzustimmen wusste, so nicht in klassischem Ausgleich, sondern fließend und dynamisch. (...) Chopin brachte in die romantische Ästhetik noch weitere Qualitäten ein, und zwar: Diskretion selbst bei der Darstellung extremer eigener Gefühle und nicht zuletzt den patriotischen Aspekt jenseits aller emphatischen Bekenntnisse.“

Der Schaffensprozess Chopins spaltet sich auf in zwei Abschnitte: inventio und elaboratio. Während die erste Phase durch den „Schwung der Gedanken“ gekennzeichnet ist und die allgemeine Struktur des Werkes skizzenhaft umreißt, zeichnet sich die zweite Phase durch ständiges Reflektieren und zahlreiches Variieren eines Motivs oder Themas aus. Dies bewirkt die Tendenz der „Veränderung oder sukzessiven Umgestaltung der thematischen Ausgangsstruktur.“ Tomaszewski unterteilt die Gattungen des Chopinschen Œvres in tänzerische „Poèmes“, lyrische Klavierstücke, brillante Werke und narrativ-dramatische Gattungen. Den Kern seiner Darstellung allerdings bildet die Besprechung der f-Moll-Fantasie, mit der er gleichzeitig ein Exempel seiner Herangehensweise an eine Werkbetrachtung statuiert, die unter Einbeziehung verschiedenster Aspekte – Form, Harmonik, Ausdruck, geistiger Hintergrund – vor allem aber das Konzept einer werk- immanenten Dramaturgie verfolgt.

Das Buch erhebt keinesfalls den Anspruch einer vollständigen Biografie; seine Kapitel sind nicht chronologisch geordnet. Allerdings beleuchtet Tomaszewski die Werke Chopins im biografischen Kontext. Auch durch die Einbindung von Briefstellen, Rezensionen und Kommentaren von Zeitgenossen und Forschern liefert der Autor einen umfassenden Einblick in das Werk, die Chopin-Rezeption und -Exploration. Zugleich macht er auf Lücken in der Forschung aufmerksam und erweckt mit dem Vorschlag eines umfassenden, verschiedenste Aspekte implizierenden Ansatzes neue Perspektiven.

Barbara Pikullik

 

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