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2000
49. Jahrgang
Ausgabe 09
September (Inhalt)
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  nmz - neue musikzeitung

Rezensionen

Seite 17

Autor:
Alfred Beaujean

 

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Innere Spannung

Emerson Quartet mit Schostakowitsch

Wie Krzystoff Meyer in seiner Schostakowitsch-Biografie mitteilt, habe der große sowjetische Komponist in seinen letzten Lebensjahren mehrfach geäußert, er würde gerne die Anzahl seiner Symphonien reduzieren. In der Tat gibt es in dieser Fünfzehner-Reihe ein nicht unerhebliches Qualitätsgefälle, sind doch einige der Symphonien ein mehr oder weniger erzwungenes Zugeständnis an die stalinistischen Machthaber, die den Komponisten zumindest ab 1936, dem Jahr der Verdammung seiner Oper „Lady Macbeth von Mzensk“, fast bis an sein Lebensende tyrannisiert haben. Im Falle seiner 15 Streichquartette würde Schostakowitsch wohl kaum eine Reduzierung empfohlen haben. Nicht alle mögen von gleichem Gewicht sein, aber als Ganzes repräsentieren sie neben den Quartetten Bartóks den Höhepunkt der Quartettkomposition im 20. Jahrhundert. Für den Komponisten, der erst spät, 1938, an die Komposition eines Streichquartetts heranging war das Streichquartett in zunehmendem Maße so etwas wie eine Flucht. In den Volkov-Memoiren berichtete er:

Um nicht gesteinigt zu werden, behauptet man, an dem und dem Werk zu arbeiten, der Titel muss natürlich bombastisch klingen. Dabei schreibt man ein Quartett und empfindet leise Befriedigung. Den Potentaten erklärt man aber, eine Oper ‚Karl Marx‘ oder ‚Junge Garde‘ reife heran. Dann verzeihen sie dir das Quartett als Freizeitbeschäftigung, lassen dich in Ruhe.“ In der Tat war die Kammermusik weit weniger der „Formalismus“-Kritik ausgesetzt als die „offiziellere“ Symphonie. Bezeichnend für die Rolle der Quartettkomposition in Schostakowitschs Schaffen sind die sehr persönlichen Widmungen der Stücke, obgleich auch sie hin und wieder Tarnung bedeuteten. So im Falle des vielgespielten 8. Quartetts, das „den Opfern von Krieg und Faschismus“ gewidmet ist, in Wahrheit aber eine Art von Selbstportät darstellt, das der Komponist sich selbst widmete, wie das ständig erscheinende Anagramm DSCH beweist.

Die Quartettfolge spiegelt die verschiedenen Lebenssituationen des Komponisten. So verrät das dritte Quartett seine Entstehung im Krieg, das symphonisch konzipierte, weit ausgreifende fünfte stellt einen Höhepunkt der Quartettkomposition überhaupt dar, ähnlich das nicht minder monumentale neunte. Vom zwölften sagte Schostakowitsch selber, es sei eine Symphonie. Hier treten denn auch erstmalig Zwölftonbildungen auf, allerdings nur in der Thematik, nicht strukturell. Wie auch die letzten Quartette ins Abstrakte weisen. Das fünfzehnte, eine Folge von sechs Adagio-Sätzen, die dennoch von größter Unterschiedlichkeit sind, umkreist spürbar die Idee des Todes, ähnlich wie in der 14. Symphonie.

Die ständig wachsende Anzahl von Einspielungen lässt die Erkenntnis der Bedeutung des Quartettkomponisten Schostakowitsch erkennen. Bislang lagen vier Gesamteinspielungen vor: diejenigen des Borodin-, des Brodsky-, des Fitzwilliam- und des Schostakowitsch-Quartetts. Zu ihnen gesellt sich nunmehr als fünfte die Produktion des Emerson String Quartets. Die Aufnahmen sind ausnahmslos Konzertmitschnitte anlässlich des Aspen Music Festivals, und das ist spürbar: An innerer Gespanntheit, an Direktheit des Espressiven, an Kontrastreichtum übertreffen sie sicherlich die Borodin-, aber auch die Brodsky-Einspielungen.

Der Faktor des Persönlichen, der Unmittelbarkeit der Aussage, ist umso wesentlicher, als Schostakowitschs Quartette keine Konstrukte, sondern Bekenntnismusik persönlichster Art sind. Wie die Emersons die weitgespannten symphonischen Bögen etwa des fünften, neunten und zwölften Quartetts bruchlos wölben, wie sie die dramatischen Kontraste des achten Quartetts herausspielen, das zeugt von einer so souveränen wie bohrend-intensiven Kraft der interpretatorischen Auseinandersetzung.Was bereits die Bartók- und Beethoven-Gesamteinspielungen erkennen ließen, das unterstreicht nunmehr diese Produktion: das Emerson Quartet gehört zu den allerersten Formationen der gegenwärtigen Quartettszene.

Alfred Beaujean

Dmitri Schostakowitsch: Die fünfzehn Streichquartette. Deutsche Grammophon 463 284-2 DDD (5 CDs)

 

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