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nmz-archiv
nmz 2000/11 | Seite 8
49. Jahrgang | November
Kulturpolitik
Die neuen Kandidatinnen und Kandidaten für das Präsidium
des Musikrates
Ulrike Liedtke
Die Kandidaten
Udo
Dahmen
Gerd
Eicker
Dieter
Gorny
Christian
Höppner
Karl-Jürgen
Kemmelmeyer
Stefan
Klöckner
Wilfried
Krätzschmar
Ulrike
Liedtke
Axel
Linstädt
Stefan
Piendl
Hans-Dieter
Starzinger
Wolfram
Wessel
Kurzbiografie
Ulrike Liedtke, geboren 1958 in Weimar, Theaterkind, Muikwissenschaftsstudium
in Leipzig, 1985 Promotion, Musikredakteurin, Musikwissenschaftlerin
an der Akademie der Künste in Berlin, 19901991 Abteilungsleiterin
im Kultur-Magistrat/Senat Berlin, seit 1991 Aufbau und Leitung
der Musikakademie Rheinsberg GmbH, seit 2000 einschließlich
Schlosstheater-Betreibung, Lehraufträge in Weimar und Berlin,
zahlreiche Veröffentlichungen zur Musik des 18. und 20. Jahrhunderts.
Seit 1995 Vizepräsidentin des Landesmusikrates Brandenburg,
seit 1997 Mitglied, seit 1999 Stellvertretende Vorsitzende des
ORB-Rundfunkrates, Rundfunkarbeitskreis im Deutschen Musikrat,
Jurorin bei Kompositionsaufträgen des Berliner Senats, 2000
Sprecherin des Arbeitskreises der Musikbildungsstätten
in Deutschland, Expert in the European Commission Programme
Kultur 2000
Ihr Lieblingskomponist/ -interpret, Ihre Lieblingsmusikrichtung?
Ich mag einfallsreiche und spannende Kompositionen aus musikgeschichtlichen
Umruchzeiten, 18. Jahrhundert, zeitgenössische Musik.
Ihre Beweggründe, sich zur Wahl des Präsidiums des
Deutschen Musikrates zu stellen?
Die Ergebnisse vom Herbst 1989 begreife ich noch immer als Chance
für Neues mittun, verändern, Zukunft gestalten
durch Investitionen in Wissenschaft, Bildung und Kultur mittels
musikalischer Experimente, Werkstätten und Ideen.
Was sind Ihre Pläne? Wo möchten Sie sich schwerpunktmäßig
engagieren?
Förderung junger Musiker, Komponisten, Musikwissenschaftler
und Musikpublizisten in einem gesellschaftlichen Umfeld, das Kultur
trägt in der Aus- und Weiterbildung, im Veranstaltungsbetrieb,
in den Verlagen und Medien.
Wo sehen Sie besondere Stärken des Deutschen Musikrates,
wo Defizite?
Stärken: politische Präsenz, länderübergreifende
Aktivität, Vermittler eines entwickelbaren Wertesystems musikalischer
Kultur. Defizite: Wir sind zu leise! Gefahr der gesellschaftlichen
Randstellung droht eine oberflächlich eilfertige Entwicklung
zieht vorbei, reißt den Musik- und Instrumentalunterricht,
Musikverbände und -vereine um, übrig bleibt die musikalische
Belanglosigkeit mit Mozart in der Hotelbar, Vivaldi zur Tomatensoßenwerbung
und laienhaft Zeitgenössisches.
Welches sind Ihrer Meinung nach die dringlichsten Aufgaben des
Deutschen Musikrates?
Unterstützung der Kulturträger besonders dann,
wenn
Musik zu einer nutzbaren Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichen
Interesse wird, wenn kreative Prozesse nur noch Wettbewerbsrichtlinien
unterworfen werden, wenn Musik nur noch als Wirtschaftsfaktor
zählt.
Ihre Vision für das Musikleben im Jahr 2010?
Beliebige Musik im virtuellen System nervt dermaßen, dass
Live-Aufführungen in sind. Multimediale Kunstprojekte
führen zu einer Blüte der zeitgenössischen Musik.
Gesellschaftlicher Umbau hat ein verändertes Freizeitverhalten
und musikalische Neuansätze zur Folge, Denken mit den Ohren...