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Martin Hufner
Musik: The Melody Five Track 1 (ab 0:00 bis 0:07 dann unter dem Text ausblenden)
Sprecher: Wir leben, massenmedial betrachtet, zugleich in einer Hochglanz- und Abfallkultur.
Da sind auf der einen Seite die Musikmatadore mit ihrer hochqualifizierten Elitenausbildung: befähigt,
auch im Kopfstand die verdrehtesten Violincapricen von Paganini zu spielen. Das ist der reinste Musikzoo
aus Tastenlöwen, Pultgiraffen und Opernochsen und -gazellen. Dazu gesellt sich eine vorgeblich
ernsthafte" J Publizistik aus technikverstiegenen Musikmagazinen mit ihrem Referenzaufnahmenfetischismus
und Bayreuther Operngesülze.
Auf der anderen Seite der kulturelle Abfall aus Funk aber vor allem aus Fernsehen: Die Jürgens,
Zlaktkos, Stefanies und Christians. Popstars aus der Produzenten-Kloake von Big-Brother oder anderen
endhohlen Gelddruckern. Jeder kann ein Popdepp werden, wenn man ihn nur genügend mit dem Musiksandstrahl
aus Kompressoren, Depressoren und entsprechendem publizistischem Jugendmagazin- und Fernsehgepopel aufbaut.
Musik: DJ Shadow Track 1 (frei ab 0:14 bis 0:22)
Sprecher: Aber schalten wir mal den Fernseher aus, legen die Phonomagazine zur Seite und machen
mal einen Bogen um die Philharmonien, Konzerthäuser und Operntheater. Die Seitenstraßen der
Musikkultur sind durchaus nicht abbruchreif. Im Gegenteil, da lebt die Musik in Wohnzimmern, Kellern,
Kirchen und Musikclubs. Gemacht von Menschen, für die Musik etwas anderes ist als Spachtelmasse
für die Hirnhohlräume. Da ist das Musikmachen einerseits ein Selbstzweck doch zugleich auch
Medium einer selbstbestimmten Lebens- und Kommunikationskultur. Dieser musikalische Sud aus Laien, Liebhabern
und Dilettanten ist die Ursuppe einer gelingenden Musikkultur. Und die besten Profimusiker bewahren
sich diese Haltung.
Musik: Minton Track 1 (ab 3:03 unter dem Text ab 3:10 frei 3:24 dann unter dem Text ausblenden)
Sprecher: Freilich: Zahlreiche Gegenwartskomponisten zum Beispiel sitzen lieber auf den dünnen
Subventionsästen der GEMA-Hochkultur anstatt auf dem Boden der musikalischen Subkulturen sich neu
bewegen zu lernen. Kein Wunder, wenn sie dann flugs mit den abbrechenden Ästen auf dem Komposthaufen
der Musikgeschichte landen. Die subversive Musikgeschichte der Seitenstraßen geht weiter, zweifellos
auch ohne sie.
Musik: Carla Bley Track 5 (ab 1:02 sehr leise unter dem Text ab 1:08 frei bis Ende 1:17)
Fini 31.1.2001 bis 1.2.2001
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